Die Anishinabe (Das erste Volk; auch Ojibwa oder Chippewa) sind ein Indianervolk Nordamerikas.
Sprachlich gehören sie zur Algonkinsprachgruppe.
Ihre Sprache ist in mehrere Dialekte untergliedert und mit der der Ottawa-Indianer nahe verwandt.
Ihr traditionelles Siedlungsgebiet erstreckt sich über Kanada und die nördlichen USA.
Zwei der größten Stämme der Anishinabe sind die Saulteaux and Mississauga.
Heute leben etwa 200.000 Anishinabe in Nordamerika, von denen noch etwa 30.000 die Anishinabe-Sprache sprechen.
Geschichte
Zusammen mit den Ottawa und den Potawatomi gehörten sie einst zum mächtigen Rat der drei Feuer, der nahe der Ostküste der USA und dem Sankt-Lorenz-Strom lebte und sogar der Irokesenliga widerstand. Die Völker des "Rates" wanderten später vom Atlantik in das Gebiet der Großen Seen ein.
Der Legende nach folgten sie einem geheiligten Objekt, der sogenannten "Miigis" Muschel, die dem Ozean entsprungen war und von der Geisterwelt den Auftrag erhalten hatte, ihr erwähltes Volk in sein neues Land zu führen.
Nach ihrer Ankunft zeigte sich die Muschel den Anishinabe zum letzten Mal und ist seitdem nicht wieder gesichtet worden.
Der Ort dieses letzten Erscheinens wird meist mit Mooningwanekaning (Madeline Island) im Anishinaabe Gichigami (Oberer See) angegeben.
Historiker nehmen im allgemeinen an, dass die Anishinabe im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert aus ihrem ursprünglichen Lebensraum in die Gegend westlich des Huronsees migrierten. Dort spalteten sich die Potawatomi, die sich auf der unteren Halbinsel des Bundesstaats Michigan ansiedelten, und die Ottawa, die sich am Lake Nipissing im nördlichen Teil der Provinz Ontario niederließen, von den Anishinabe im engeren Sinne ab. Die beiden letzteren werden heute als eigenständige Stämme angesehen.
Die Anishinabe zogen weiter westwärts und vertrieben gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Dakota aus dem heutigen Bundesstaat Minnesota. Ab 1840 hatten sie sich in der Gegend nördlich des Oberen Sees und des Huronsees sowie in Teilen von Minnesota, North Dakota, Wisconsin, Manitoba, und Saskatchewan niedergelassen.
1850 bis 1923 schlossen die Briten eine Reihe von Landnutzungs-Verträgen mit Anishinabe-Stämmen in Kanada.
Der Großteil der Anishinabe in den USA lebt heute auf sieben Reservationen in Minnesota, fünf Reservationen in Wisconsin und einer Reservation in North Dakota sowie in mehreren Großstädten, besonders Minneapolis und St. Paul.
Bis heute haben die Anishinabe einen Großteil ihres Reservationslandes verloren. Besonders vom Landverlust betroffen sind die Leech-Lake-Anishinabe in Minnesota, die heute weniger als sieben Prozent ihres vertraglich festgeschriebenen Landes besitzen. Das ehemalige Anishinabe-Land wird von den Weißen vor allem zur Stromproduktion (Damm) und zur Holzwirtschaft verwendet.
Die Herkunft des Wortes Ojibwe ist noch nicht eindeutig geklärt. Edmund Danziger (1978) behauptet, es sei ein von einem benachbarten Stamm gegebener Name und bedeute soviel wie die, die Piktogramme machen, wohingegen Frances Densmore (1979) die eher anerkannte Interpretation vertritt, es handele sich um eine Alternative zu Anishinaabeg und komme von einem Verb, das soviel wie rösten, bis es sich kräuselt bedeute (ein Verweis auf eine besondere Art und Weise, auf der die Nähte von Mokassins hergestellt werden). Fehlerhaftes Aufschreiben durch Missionare und Händler führte später zum Entstehen des Wortes Chippewa, das bis heute als offizielle Bezeichnung von der amerikanischen Regierung verwendet wird.
Die Anishinabe sahen (und sehen) sich nicht als Mitglieder eines großen Stammes an und hatten keine Tendenz, eine Stammeseinheit zu beschwören. Ihr wichtigster Bezugspunkt war die Familie. Aufgrund der langen, schweren Winter in Kanada und den nördlichen USA und der Notwendigkeit, weite Landstriche auf der Suche nach Nahrung zu durchqueren, waren einzelne, abgeschiedene Haushalte, die nur mit den nächsten Nachbarn Kontakt hielten und in denen mehrere Generationen unter einem Dach lebten, die Norm. Im Sommer bildeten solche Haushalte manchmal kleine Dörfer, die aus 10 bis 12 Familien bestanden, und mehrere Dörfer taten sich oft zur besseren Ausnutzung von Naturschätzen zu Gruppen von 300-400 Personen zusammen. Was diese Gruppen zusammenhielt, waren zum einen die verschiedenen Fähigkeiten, die die einzelnen Gruppenmitglieder in die Gemeinschaft einbrachten, zum anderen die gemeinsame Sprache.
Bekannte Persönlichkeiten des Stammes
David Wayne "Famous Dave" Anderson (Besitzer einer landesweiten *Restaurantkette)
Dennis Banks (Politischer Aktivist)
Adam Beach (Schauspieler)
Jason Behr (Schauspieler)
Clyde Bellecourt (Aktivist)
George Copway (Missionar und Schriftsteller)
Louise Erdrich (Schriftstellerin)
Gordon Henry Jr (Schriftsteller)
Drew Hayden Taylor (Dramatiker)
Basil Johnston (Historiker)
Peter Jones (Missionar und Schriftsteller)
Winona LaDuke (Aktivistin und Schriftstellerin)
Jim Northrup (Zeitungskolumnist)
Keith Secola (Rock und Blues Sänger)
Drew Hayden Taylor (Dramatiker, Humorist, Kolumnist)
David Treuer (Schriftsteller)
Shania Twain (Sängerin, nicht durch Abstammung sondern ihren Stiefvater)
Gerald Vizenor (Schriftsteller)
William Whipple Warren (Historiker)
Siehe auch
Liste nordamerikanischer Indianerstämme
Literatur
Danziger, E.J., Jr. (1978). The Chippewa of Lake Superior. Norman: University of Oklahoma Press.
Densmore, F. (1979). Chippewa customs. St. Paul: Minnesota Historical Society Press. (Ursprünglich 1929 veröffentlicht)
Grim, J.A. (1983). The shaman: Patterns of religious healing among the Ojibway Indians. Norman: University of Oklahoma Press.
Gross, L.W. (2002). The comic vision of Anishinaabe culture and religion. American Indian Quarterly, 26, 436-459.
Johnston, B. (1976). Ojibway heritage. Toronto: McClelland and Stewart.
Johnston, B. (1994). Und Manitu erschuf die Welt - Mythen und Visionen der Ojibwa. Diederichs.
Nichols, J.D., & Nyholm, E. (1995). A concise dictionary of Minnesota Ojibwe. Minneapolis: University of Minnesota Press.
Vizenor, G. (1972). The everlasting sky: New voices from the people named the Chippewa. New York: Crowell-Collier Press.
Vizenor, G. (1981). Summer in the spring: Ojibwe lyric poems and tribal stories. Minneapolis: The Nodin Press.
Vizenor, G. (1984). The people named the Chippewa: Narrative histories. Minneapolis: University of Minnesota Press.
Wub-e-ke-niew. (1995). We have the right to exist: A translation of aboriginal indigenous thought. The first book ever published from an Ahnishinahbæótjibway perspective. New York: Black Thistle Press.
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